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Barmen.
Religion hat ihn schon immer interessiert. Er studierte Deutsch und
Geschichte, doch für seine Promotion über Günter Grass‘ „Hundejahre“ hat
er auch ein wenig Theologie studiert
- sowohl evangelische
als auch katholische. Die Neugier auf andere Sichten hat der heute
pensionierte Oberstudienrat behalten. Und jetzt ein Buch daraus gemacht.
Als Kirchmeister der evangelischen Kirche hat er viele andere
Glaubensgemeinschaften besucht, von denen es in Wuppertal ja besonders
viele gibt: „Neunzig bis hundert sind es ungefähr“, sagt Michael
Harscheidt. Einen kleinen Teil davon hat er kennengelernt. Und gut ein
halbes Dutzend stellt er in seinem Buch „Die Leute vom Tal
- Geheimnisvolle
Hardt“ vor.
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Erneut ist
Fabian Jaspers die Hauptfigur
Darin hat er
seine Begegnungen in den Glaubensgruppen verarbeitet. Denn: „Ich bin
überall freundlich empfangen worden“, sagt Michael Harscheidt. Wenn er
dann ins Gespräch kam, habe er sein Gegenüber nicht mehr als Vertreter
einer Glaubensrichtung wahrgenommen, sondern als „Menschen, die einem
sympathisch werden“.
Und so verpackt er seine Reise durch das religiöse Wuppertal in
Begegnungen: Da ist ein Uhrmacher, der den Adventisten angehört, ein
Imker, der Theosoph ist, und ein Briefträger von den Zeugen Jehovas.
Auch ein Rosenkreuzer, ein Angehöriger der Apostolischen Gemeinde, eine
Gruppe Geisterbeschwörer, eine Dame, die
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Tarotkarten legt, ein Ordensbruder und ein katholischer Pilger kommen
vor.
Diese Begegnungen erlebt der Ich-Erzähler Fabian Jaspers, der schon in
Harscheidts vorigem Buch über den Templer-Orden auf Forschungsreise
ging. Inzwischen ist Fabian Jaspers Reporter, der sich neugierig den
Glauben seiner Gesprächspartner erklären lässt. Er ist in Wuppertal
unterwegs, empfängt ständig „Hardt-News“ aus seiner App und hat auch
darüber hinaus immer wieder mit der Hardt zu tun.
Denn irgendwann
gerät er an eine geheimnisvolle Gruppe, die sich in einem verborgenen
Bunker im Hardt-Felsen trifft und sich als Nachfolger Noahs ansieht. Sie
suchen den Zustand „vor der Religion“ wieder herzustellen. Fabian
Jaspers soll in diesen Zirkel aufgenommen werden, muss dafür eine
Aufgabe erfüllen.
Respektvoller
Umgang
Michael Harscheidt verwebt alte Märchen und biblische
Geschichten, Erinnerungen an seine Jugend an der Wupper und die
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Begegnungen mit den bisweilen skurrilen Vertretern der verschiedenen
Glaubensgruppen zu einer kurzweiligen Anekdotensammlung mit viel
Lokalkolorit.
Dabei lässt er
den Angehörigen der Glaubensgruppen
- mit Ausnahme der
Geisterbeschwörer -
respektvoll ihre Eigenheiten. Denn zu missionieren habe keinen
Sinn: „Sie sind fest verwurzelt“, hat er festgestellt. Friedliches und
freundliches Nebeneinander aber sei möglich. „Dass es wegen der Religion
ständig Konflikte gibt, ist furchtbar“, bedauert er.
Hinter der
Beschäftigung mit anderen Glaubensgruppen steckt auch eine
Unzufriedenheit mit der eigenen Kirche. Ihr gelingt es nicht mehr genug,
ihre Mitglieder zu binden, „Kirche verkommt zum Event“, bedauert er. Die
Menschen in anderen Glaubensgruppen gingen viel intensiver mit ihrer
Religion um. Er findet: „Wir brauchen mehr Spiritualität“.
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BIOGRAPHIE
Michael Harscheidt, geboren 1941 in Elberfeld, studierte in Köln.
Er unterrichtete am St.-Anna-Gymnasium, am Carl-Duisberg-Gymnasium und
am Gymnasium Sedanstraße. 2006 schied er aus dem Schuldienst aus.
BUCH
„Die Leute vom Tal. Geheimnisvolle Hardt“ hat 130 Seiten und
kostet 12,90 €.
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