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Reise durch die Sektenlandschaft

 
 

Von Katharina Rüth

 

                                    WZ Samstag, 19.März 2016

 
 

Michael Harscheidt lässt in seinem neuen Buch seinen Helden religiöse Gruppen in Wuppertal kennenlernen.

 
   
 

Barmen. Religion hat ihn schon immer interessiert. Er studierte Deutsch und Geschichte, doch für seine Promotion über Günter Grass‘ „Hundejahre“ hat er auch ein wenig Theologie studiert  -  sowohl evangelische als auch katholische. Die Neugier auf andere Sichten hat der heute pensionierte Oberstudienrat behalten. Und jetzt ein Buch daraus gemacht.

    Als Kirchmeister der evangelischen Kirche hat er viele andere Glaubensgemeinschaften besucht, von denen es in Wuppertal ja besonders viele gibt: „Neunzig bis hundert sind es ungefähr“, sagt Michael Harscheidt. Einen kleinen Teil davon hat er kennengelernt. Und gut ein halbes Dutzend stellt er in seinem Buch „Die Leute vom Tal  -  Geheimnisvolle Hardt“ vor.

 

Erneut ist Fabian Jaspers die Hauptfigur

Darin hat er seine Begegnungen in den Glaubensgruppen verarbeitet. Denn: „Ich bin überall freundlich empfangen worden“, sagt Michael Harscheidt. Wenn er dann ins Gespräch kam, habe er sein Gegenüber nicht mehr als Vertreter einer Glaubensrichtung wahrgenommen, sondern als „Menschen, die einem sympathisch werden“.

    Und so verpackt er seine Reise durch das religiöse Wuppertal in Begegnungen: Da ist ein Uhrmacher, der den Adventisten angehört, ein Imker, der Theosoph ist, und ein Briefträger von den Zeugen Jehovas. Auch ein Rosenkreuzer, ein Angehöriger der Apostolischen Gemeinde, eine Gruppe Geisterbeschwörer, eine Dame, die

 
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Michael Harscheidt bleibt auch als Pensionär neugierig. Er hat sich im
religiösen Wuppertal umgesehen .  -  Archivfoto: Andreas Fischer
 
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Tarotkarten legt, ein Ordensbruder und ein katholischer Pilger kommen vor.

     Diese Begegnungen erlebt der Ich-Erzähler Fabian Jaspers, der schon in Harscheidts vorigem Buch über den Templer-Orden auf Forschungsreise ging. Inzwischen ist Fabian Jaspers Reporter, der sich neugierig den Glauben seiner Gesprächspartner erklären lässt. Er ist in Wuppertal unterwegs, empfängt ständig „Hardt-News“ aus seiner App und hat auch darüber hinaus immer wieder mit der Hardt zu tun.

    Denn irgendwann gerät er an eine geheimnisvolle Gruppe, die sich in einem verborgenen Bunker im Hardt-Felsen trifft und sich als Nachfolger Noahs ansieht. Sie suchen den Zustand „vor der Religion“ wieder herzustellen. Fabian Jaspers soll in diesen Zirkel aufgenommen werden, muss dafür eine Aufgabe erfüllen.

Respektvoller Umgang

Michael Harscheidt verwebt alte Märchen und biblische Geschichten, Erinnerungen an seine Jugend an der Wupper und die

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Begegnungen mit den bisweilen skurrilen Vertretern der verschiedenen Glaubensgruppen zu einer kurzweiligen Anekdotensammlung mit viel Lokalkolorit.

    Dabei lässt er den Angehörigen der Glaubensgruppen  -  mit Ausnahme der Geisterbeschwörer  -  respektvoll ihre Eigenheiten. Denn zu missionieren habe keinen Sinn: „Sie sind fest verwurzelt“, hat er festgestellt. Friedliches und freundliches Nebeneinander aber sei möglich. „Dass es wegen der Religion ständig Konflikte gibt, ist furchtbar“, bedauert er.

    Hinter der Beschäftigung mit anderen Glaubensgruppen steckt auch eine Unzufriedenheit mit der eigenen Kirche. Ihr gelingt es nicht mehr genug, ihre Mitglieder zu binden, „Kirche verkommt zum Event“, bedauert er. Die Menschen in anderen Glaubensgruppen gingen viel intensiver mit ihrer Religion um. Er findet: „Wir brauchen mehr Spiritualität“.

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BIOGRAPHIE  Michael Harscheidt, geboren 1941 in Elberfeld, studierte in Köln. Er unterrichtete am St.-Anna-Gymnasium, am Carl-Duisberg-Gymnasium und am Gymnasium Sedanstraße. 2006 schied er aus dem Schuldienst aus.

BUCH „Die Leute vom Tal. Geheimnisvolle Hardt“ hat 130 Seiten und kostet 12,90 €.